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Spielsucht

Therapiezentrum für Glücksspieler in Bozen

Seit 2013 bietet der Verein HANDS Onlus auch klinische Hilfe für pathologisches Glücksspiel an. Das Team, das sich seit Jahren mit Alkohol- und Medikamentensucht beschäftigt, konnte eine spezielle Ausbildung absolvieren, sich entsprechende Erfahrungen und Fachkenntnisse in der Behandlung von pathologischem Glücksspiel aneignen und mehrere hundert Glücksspieler und ihre Familien unterstützen.

Das Ambulatorium HANDS ist demzufolge auch als Behandlungszentrum für pathologisches Glücksspiel tätig und bietet neben der Beratung und den Einzelgesprächen auch Paartherapie, Familienunterstützung und bei Bedarf auch medizinisch-pharmakologische sowie soziale Betreuung an.

Spielsucht kann nur schwer alleine bewältigt werden, während eine professionelle Unterstützung dem Suchtverhalten entgegenwirken kann, um wieder ein freies und selbstbestimmtes Leben zu führen. Gerne kannst du dich kostenlos an unser Therapiezentrum wenden, sei es auch nur für ein Gespräch, um gemeinsam herauszufinden, ob ein Glücksspielproblem vorliegt oder nicht. Und Vertraulichkeit steht bei uns natürlich an erster Stelle. Jede Behandlung wird mit der betroffenen Person besprochen und unter Berücksichtigung ihrer beruflichen und familiären Bedürfnisse gemeinsam entschieden.

Das Therapiezentrum HANDS arbeitet in einem Netzwerk mit anderen Fachdiensten und stationären Einrichtungen des Landes (Therapiezentrum Bad Bachgart) und in ganz Italien zusammen.

Unser Ambulatorium ist jeden Donnerstag bis 21:00 Uhr geöffnet, um Spielsüchtigen und deren Familien den Zugang zu erleichtern.

Glücksspiel in Südtirol

Das Glücksspiel ist in Südtirol weit verbreitet. Die meisten Menschen spielen sporadisch und verantwortungsbewusst, und ihre Geldverluste halten sich in Grenzen. Dennoch stellt das Glücksspiel für einen kleinen Teil der Bevölkerung mehr als nur einen Zeitvertreib dar, es beeinträchtigt ihr tägliches Leben und der Verlust von Geld wird zunehmend problematisch.

Nach den neuesten Daten des ASTAT liegt die Zahl der pathologischen Glücksspielerinnen und
-spieler in Südtirol zwischen 3.600 und 7.500 Personen, was 1,3 bis 1,8 % der Bevölkerung entspricht. Rechnet man weitere 12.000 als „problematisch“ Eingestufte hinzu, so ergibt sich eine Gesamtzahl von schätzungsweise 4,1 % an exzessiven Spielerinnen und Spielern.

Verlagert man den Blickwinkel auf die Familienangehörigen, zeigen andere Studien, dass auf jede pathologische Glücksspielerin und jeden pathologischen Glücksspieler sieben bis zehn Personen – Familienangehörige, Freundinnen und Freunde, Kolleginnen und Kollegen – kommen, die direkt in das Problem involviert sind und finanziell, psychologisch und gesundheitlich im Allgemeinen unter den Folgen leiden. Es wird also leicht verständlich, dass dieses Phänomen eine ganz andere Bedeutung bekommt und einen großen Teil der Südtiroler Bevölkerung betrifft.

Mehrere Studien zeigen, dass Online-Glücksspiele besonders für jüngere Menschen attraktiv sind: Insbesondere die Europäische Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen (ESPAD), bei der jährlich 100.000 europäische Schülerinnen und Schüler (davon 2.500 italienische Schülerinnen und Schüler) im Alter von 15 und 16 Jahren befragt werden, zeigt, dass die italienischen Zahlen mit 32 % der Schülerinnen und Schüler, die angeben, mindestens einmal im Jahr gespielt zu haben (europäischer Durchschnitt 22 %), über dem europäischen Durchschnitt liegen. Davon weisen 3,9 % ein riskantes Spielverhalten auf. Wobei zu bedenken ist, dass das Glücksspiel in Italien für Personen unter 18 Jahren gesetzlich verboten ist.

Weitere, besonders vulnerable Gruppen für Glücksspielprobleme sind ältere Menschen, alleinstehende Frauen, Ausländer und im Allgemeinen Menschen in finanzieller Notlage.

In Südtirol gibt umgerechnet jede Person rund 1400 Euro jährlich für das Glücksspiel aus, was mehr als eine halbe Million Euro pro Jahr ausmacht.

Wenn Glücksspiel zu einem Problem wird

Unter Glücksspielen versteht man Spiele, bei denen man – in der Hoffnung auf einen großen Gewinn – Geld investiert. Der Gewinn oder der Verlust hängt jedoch in keiner Weise von der Geschicklichkeit des Spielers ab, sondern ausschließlich vom Zufall. Egal, ob es sich um Rubbellose, Sportwetten, Lotto, Casinospiele oder Spielautomaten handelt, Glücksspiele sind so konzipiert, dass man auf lange Sicht zwangsläufig mehr Geld verliert als gewinnt. Die einzigen wirklichen Gewinner dieser Spiele sind die Hersteller derselben und die Vertriebsfirmen.

Ein immer höher werdender Einsatz und der Verlust der Kontrolle über den Geldbetrag, den man zu verspielen beabsichtigt, sind wichtige Indikatoren dafür, dass die Spielgewohnheiten eine Risikoschwelle überschritten haben und man sich auf einen problematischen Zustand zubewegt. Die „Kontrolle“ stellt das zentrale Thema dar: Kontrolliere ich das Spiel oder kontrolliert das Spiel mich? Kann ich wirklich aufhören, wann ich will? Kann ich das Spiel wirklich beenden, wenn ich das ganze dafür bestimmte Geld verspielt habe, ohne dass es mich wesentlich beeinträchtigt? Oder fange ich an, Geld zu verspielen, das für etwas anderes bestimmt war?

Dies ist die klassische Spirale, die den Spieler dazu führt, sich selbst in den Ruin zu treiben und das Glücksspiel als einzigen Ausweg für die Probleme zu sehen, die ihm das Glücksspiel selbst verursacht hat. Das Schwierige daran ist es, zu erkennen, dass man das verlorene Geld nie wieder zurückbekommt und dass man nur dann wieder langsam eine finanzielle Stabilität erzielt und zu einem unbesorgteren Leben zurückkehren kann, wenn man mit dem Spielen aufhört.

Nicht jede Spielerin und jeder Spieler ist süchtig oder hat ein Problem, dennoch ist es für einige von ihnen nicht mehr möglich, das Spiel zu kontrollieren. Das Glücksspiel artet zu einem zwanghaften Verhalten aus.

Im Rahmen einer Spielsucht können folgende Symptome auftreten:

  • Die Gedanken kreisen ständig um das Glücksspiel
  • Unruhe und Reizbarkeit beim Versuch, nicht zu spielen
  • Geheimnisse und Lügen stehen an der Tagesordnung
  • Man verschuldet sich und leiht sich Geld von Bekannten und Freunden aus
  • Der Versuch, das Glücksspiel unter Kontrolle zu halten, scheitert
  • Man spielt, um sich von seinen Problemen abzulenken und diesen zu entkommen
  • Das Glücksspiel verursacht Probleme in der Partnerschaft, Familie oder am Arbeitsplatz
  • Trotz der negativen Folgen spielt man weiter

Glücksspielsüchtige leiden häufig auch unter Angststörungen, Panikattacken, Depressionen oder Persönlichkeitsstörungen.

Was kann ich tun, wenn eines meiner Familienmitglieder spielsüchtig ist?

  • „Mein Mann hat sich in letzter Zeit verändert, er ist oft nach der Arbeit unterwegs, geht nicht ans Handy und wenn er zurückkommt, ist er manchmal gereizt, zurückgezogen, spricht nicht und wenn ich ihn frage, wo er war, wird er wütend. Manchmal ist er euphorisch, bringt mir ein Geschenk mit oder wir gehen essen, aber ich habe den Eindruck, dass er mich oft anlügt und mir nicht die Wahrheit darüber sagt, wo er die ganze Zeit verbringt. Ob er wohl eine Geliebte hat?“
  • „Meine Frau hat sich immer um die finanziellen Angelegenheiten im Haushalt gekümmert und es hat uns nie etwas gefehlt, aber neulich rief mich der Hauseigentümer an, um mir zu sagen, dass wir die Miete seit drei Monaten nicht bezahlt haben. Gestern habe ich unter den anderen Postsendungen einen Brief vom Finanzamt gesehen, den meine Frau sofort verschwinden ließ. Also ging ich zur Bank, wo man mir sagte, dass wir 500 Euro im Minus sind und mit den Ratenzahlungen einer Finanzierungsgesellschaft, von der ich nichts wusste, im Rückstand sind. Was ist da los?“
  • „Mein Freund und ich haben eine Weile lang Geld für einen Urlaub gespart. Jetzt, wo der Urlaub vor der Tür steht, sagt er mir, dass wir nicht mehr in den Urlaub fahren können, dass kein Geld mehr da ist, dass er unvorhergesehene Ausgaben hatte und dass er wegen der Krise seit einigen Monaten kein Gehalt mehr bekommt. Was für eine Enttäuschung! Aber ist das auch wahr?“
  • „Meinem Vater geht es nicht gut, er ist immer nervös, spielt nicht mehr mit mir und schimpft wegen jeder Kleinigkeit mit mir. Er und meine Mutter streiten immer über Geld, nachts schläft er nicht und ich höre ihn ständig aufstehen, um zu rauchen. Gestern hat er mich gebeten, ihm 10 Euro aus meinem Sparschwein zu leihen, er würde es mir zurückzahlen. Er hat mich schwören lassen, dass ich meiner Mama nichts sage. Ich glaube, sie werden sich trennen, was soll ich tun?“

Was haben diese Geschichten miteinander zu tun?

Es handelt sich um Erfahrungen aus dem täglichen Leben, die uns Familienmitglieder problematischer Glücksspieler erzählen.

Die Familien von problematischen Spielern leben in ständiger Ungewissheit: Sie merken, dass etwas nicht in Ordnung ist, dass negative Veränderungen vorliegen, aber sie wissen nicht, was die Ursache dafür ist. Glücksspiel manifestiert sich auf subtilere Weise als andere Formen der Sucht, bei denen der Missbrauch einer Substanz (Alkohol, Drogen) das Problem erkennen lässt.

Die Spielerinnen und Spieler selbst neigen oft dazu, über das Bestehen des Problems oder dessen tatsächliches Ausmaß zu lügen und ihr Verhalten zu verheimlichen. Wenn das Problem bekannt wird, ist die Situation bereits dramatisch, sowohl in finanzieller als auch in zwischenmenschlicher und manchmal sogar rechtlicher Hinsicht.

Bei einem Besuch im Therapiezentrum für Glücksspiel in Südtirol HANDS kann man sich auch nur Ratschläge und praktische Tipps einholen, die es den Familienmitgliedern ermöglichen, glücksspielbezogene Probleme frühzeitig zu erkennen. Gemeinsam können Strategien für den richtigen Umgang mit dem Problem gefunden werden, um in der Familie das Bewusstsein zu stärken, dass das Glücksspiel ein Problem darstellt und die Notwendigkeit besteht, sich professionelle Hilfe zu holen.